Der Tag begann schon um 8:00 Uhr mit der Schaffung einer guten Grundlage im Café Louis in Besch.

Unsere Gruppe wurde sehr herzlich empfangen, man hatte diesen besonderen Raum mit Ausgang zur Terrasse für uns reserviert. Das Essen dort ist mindestens so gut wie der Kaffee. Vom überraschend starken Schneefall in der Nacht zuvor zeugten nur noch wenige Pfützen, die unsere Wanderung durch das Gewerbegebiet "Wieser Weg" zur Pro Agri GmbH nicht nennenswert beeinträchtigen konnten. Es ist immer wieder interessant, wieviel mehr man zu Fuß bemerkt, im Gegensatz zum Autofahren. Herr Lukas Schöneberger, der Werksleiter, empfing uns nicht minder freundlich und gab uns zunächst einen Überblick über die Eckdaten des Betriebes.

Zu Beginn war es für die Muttergesellschaft aus Luxemburg eine umstrittene Entscheidung gewesen, dieses Werk auf die deutsche Moselseite zu bauen. Aber seit der Gründung wächst der Umsatz beständig, man ist das größte Futtermittelwerk im Umkreis von ca. 200km. Mit  einer Lagerkapazität von 35.000t wird mittlerweile pro Jahr ein Vielfaches davon produziert und in alle umliegenden Länder exportiert. Weiteres Wachstum ist zu erwarten. Zur Lagerung muss das Getreide unter 15% Restfeuchte haben. Die notwendige Trocknung führt dazu, dass dieses Werk der fünft größte Gaskonsument im Saarland ist.

Die Belieferung erfolgt per Schiff (1.000t) oder LKW (ca. 25t). Wenn die Schiffe ausgebaggert werden, dann wird deren Ladung in 4 großen Hallen zwischengelagert. Unter der Decke hängt der Fördermechanismus, der dann genutzt wird um das Ausgangsmaterial zur Mühle und zur weiteren Verarbeitung zu transportieren. Die dabei entstehenden Formen erinnern an Karstgestein und lösten große Verwunderung aus. Überhaupt war unsere Gruppe sehr interessiert und löcherte Herrn Schöneberger mit vielen Fragen. Er schien sich über ein so wissbegieriges Publikum nach langer Corona-Pause direkt zu freuen. Schön, dass Pro Agri und deVerband diese Führungen anbietet und dass die Mitarbeiter Zeit dafür finden.

Wie aufwendig und vielfältig so eine Futtermittelmischung ist, davon hat man als Laie wirklich keine Vorstellung. Und all diese komplizierten Maschinen können im wesentlichen von zwei Mitarbeitern an vier Bildschirmen konzertiert werden. Beeindruckend ist dabei nicht nur die schiere Anzahl und Größe der eingesetzten Maschinen, sondern auch alle anderen Sinneseindrücke. Es riecht zum Beispiel in allen Räumen ganz unterschiedlich. In der Anlieferung ganz anders als in den Lagerräumen mit den jeweiligen Stoffen und im Bereich der Mischung wiederum je Raum anders. Die Mühle steht im 4. von 7 Stockwerken und ist mit unterarmdicken Stromkabeln angeschlossen. Auch um das Futter in Pellets zu pressen und diese wieder zu trocknen braucht man ordentlich Energie. Der Stromverbrauch ist mit über 5GWh pro Jahr entsprechend enorm (das entspricht ca. 1400 Haushalten und damit etwa 1/3 der Haushalte der Gemeinde). Zum Vergleich: Allein die 16 Windkraftanlagen in der Gemeinde lieferten 2020 mit 138GWh fast 27 mal soviel Strom wie dieses Werk benötigt. Mit anderen Worten: In Perl wird wesentlich mehr Strom produziert als verbraucht. Wir sind eine Plusenergie Gemeinde!

Am Ende der Führung versäumt es Herr Schöneberger auch nicht darauf hinzuweisen, dass sein 13 köpfiges Team Verstärkung sucht und dass im Betrieb auch ausgebildet wird. Man kann davon ausgehen dass alle 36 angemeldeten Teilnehmer sehr viel reicher an Wissen nach Hause fuhren. Einige der gewonnen Einblicke gehen auch über die Futtermittelproduktion hinaus und sind durchaus überraschend. So wird z.B. im angeschlossenen Hafen der Firma Hippert auch ca. 80% des Luxemburger Streusalzes angeliefert. Zweifellos hat die Gemeinde Perl enorm von der Investition des deVerband in Besch profitiert, aber ohne unseren Hafen, da käme das Großherzogtum wohl ins Schleudern!

Es bleibt, sich bei allen recht herzlich zu bedanken die diesen unvergesslichen Tag ermöglicht haben.